Tipps | Videospiele ohne Programmierung selber erstellen

Ja das ist möglich und es gibt ein sehr umfassendes Angebot an Programmen zur Spieleerstellung. Die Angebote reichen von der 2D- bis zur 3D-Spieleentwicklung. In diesem Eintrag werde ich mich auf die 2D-Varianten konzentrieren.

Warum ein Spiel erstellen?

In erster Linie sollte die Entwicklung des eigenen „Meisterwerks“ natürlich Spaß machen. Du kannst eigene Ideen umsetzen, die es so in der Form vielleicht noch nicht gibt oder Du möchtest es einfach „besser“ machen.

Viele Plattformen wie beispielsweise Android oder iOS, bieten dem Entwickler ein breites Puplikum. Die Chance, dass es ein qualitativ sehr gutes Spiel bis ganz nach oben schafft, würde ich als sehr hoch einschätzen. Doch die Konkurrenz schläft nicht und mittlerweile gibt es ein immens großes Angebot.

Auch wenn der Umsatz bei mobilen Spielen jährliche Aufstiege verzeichnen konnte, so ist dies sicherlich auf das breite Spieleangebot und der gestiegenen Anzahl an Smartphonenutzer zurückzuführen.

Das mobile Gaming ist mittlerweile ein riesiger Markt.

Die Erfolgschancen sind also umso höher, je einzigartiger das Spiel ist. Doch was steckt hinter dem Feuerwerk der Unterhaltung und macht die Entwicklung auch Spaß?

Der Aufwand

Die meißten Baukästen bieten umfangreiche Drag & Drop Menüs und vereinfachen die Videospiel-Erstellung ungemein. Allerdings sollte ein Neuling die Sache nicht unterschätzen.

Als erstes muss eine Idee auf den Tisch und gestaltet werden. Jede Grafik muss also eigens mit Grafikprogrammen wie Gimp oder Photoshop erstellt werden. Natürlich können die Grafikaufträge an Externe vergeben werden, aber das ist weitaus teurer.

Die Oberfläche eines Baukastensystems. Credit: Construct, Scirra

Auch Musik- und Soundfiles müssen beschafft werden. Dann muss je nach Komplexität des Spiels, ein mehr oder weniger aufwändiger Pseudocode erstellt werden. Auch hier gilt, hinter dem Pseudocode der Baukästen steckt die Logik von Programmiersprachen und erfordert Einarbeitungszeit.

Die gewisse „Programmiersprachen-Logik“ muss man trotzdem verstehen.

Je nach Spieleerstellungsprogramm kann zusätzlich mit nativer Programmierung nachgeholfen werden. Das bedeutet, dass deutlich genauere Anpassungen möglich sind. Gamemaker bietet z. B. diese Möglichkeit. Zuletzt muss das entwickelte Spiel viel getestet werden, damit es den hohen Anforderungen des Marktes gerecht wird.

Ist es nicht besser zu programmieren?

Kurz gesagt, ja. Wer gut programmieren kann, sollte so vorgehen und zwar aus einfachen Gründen: Der selbst programmierte Code bietet bei guter Programmierung eine bessere Spieleperformance, wohingegen „Spielebaukästen“ nur bedingt optimiert werden können und deshalb etwas „langsamer“ sind. Bei den Baukästen stoßt Du sozusagen irgendwann an Ihre Grenzen, vor allem bei komplexeren Spielen.

Baukastensysteme stossen performancetechnisch irgendwann an ihre Grenzen.

Wobei Baukästen heutzutage ein negativ besetztes Wort ist, was aber bei den meißten Spielerstellungsprogrammen meines Erachtes nicht zutrifft. Manche Baukästen sind sehr mächtig und beinhalten vielfältige Möglichkeiten!

Die Recherche

Mein erstes Programm was ich mir installiert hatte, war Gamesalad. Von der Bedienung her hat es mir sehr gut gefallen. Gamesalad gibt es in zwei Versionen, einmal für Windows und einmal für Macintosh. Die Mac-Version ist immer die aktuellste, während die Windows-Version ein paar Versionen hinterherhinkt. Leider gab es auf meinem Windows-PC zu viele Probleme mit dem Programm, um angenehm arbeiten zu können. Deshalb musste ein anderes Programm her.

Ich habe mir weitere Programme wie Construct 2, Gamemaker und Stencyl angesehen. Jedes Programm hat natürlich seine individuellen Stärken und jeder muss für sich herausfinden, welches Entwicklungs-Programm am besten passt. Dabei kann sich jeder eine einfache Frage stellen: Was will ich damit erreichen?

Letztendlich habe ich Construct 2 als eines der Besten empfunden, auch wenn mich das Layout anfangs nicht sehr überzeugt hat. Nachdem ich jedoch ein paar Tage damit verbracht habe, ein eigenes kleines Test-Spiel zu erstellen, kann ich sagen: Ich bin begeistert.

Ein Beispiel: Construct 2

Die Möglichkeiten von Construct 2 sind wirklich sehr groß. Auf den ersten Eindruck mag das User Interface sehr überladen wirken, doch das täuscht. Beim genaueren hinsehen, wird einem schnell klar, dass vieles sehr durchdacht und logisch aufgebaut ist. Zudem erleichtern zahlreiche Symbole die Bedienung.

Beispiel Game Construct 3. Credits: Construct 3

Viele Nutzer sind über die Engine HTML5 nicht sehr begeistert, was die Performance angeht. Ich habe zwar bis jetzt noch kein Spiel für Googles Android oder Apples iOS herausgebracht, kann aber folgendes sagen: Im unteren Abschnitt des Programms, wird der ungefähre RAM-Verbrauch angezeigt. Ein Spiel für die mobilen Plattformen, sollte nicht mehr als 60-80 MB RAM verbrauchen, um auf möglichst vielen Geräten laufen zu können. Deshalb gibt es einige „Tricks“, um diesen Wert zu erreichen. So müssen zum Beispiel die eingefügten Bilder eine bestimmte Auflösung besitzen, welche durch 4 teilbar ist (z.B. 32×32, 64×64,…).

Auch bei Baukastensystemen, muss man gewisse Kniffe beherrschen.

Von diesen Performancetipps gibt es eine Menge und damit dürfte es auch mit HTML5 möglich sein, ein Spiel performant zu gestalten. Denn letzlich kommt es auf den Entwickler selbst an.

Fazit

Ich kann jedem, der ein Spiel ohne Programmierung erstellen möchte diese Option empfehlen. Allerdings sollten sich vor allem die Personen ohne  Programmiererfahrung auf viel Recherche einstellen. Beispielsweise ist die integration eines Highscores gar nicht so einfach. Anders gesagt, die Logik des Programmierens muss in etwa verstanden werden. So tauchen Begriffe wie Arrays, Integer, Boolean, uvm. unausweichlich auf und sind essentiel, um bestimmte Ziele umzusetzen. Doch die Fülle an Tutorials seitens der Community sind immens.

Begriffe wie Arrays, Integer, Boolean sind nach wie vor wichtig und sollten verstanden werden.

Das sollte Dich jedoch nicht abschrecken, denn die Entwicklung kann viel Spaß machen und schnelle Erfolge sind meißtens garantiert – zumal Du jedes Deiner Ergebnisse, sofort im Internetbrowser einsehen kannst.

Wer sofort einsteigen möchte, kann sich bei den meisten Gamemaker-Programmen die Free-Version runterladen. Speziell für Construct 2 bietet sogar die kostenlose „Virtual Academy“ von Microsoft einen Einstieg an unter: http://www.microsoftvirtualacademy.com/training-courses/developing-games-with-construct-2 (Stand: 22.01.2015).

Liste ausgewählter Programme

  • Construct 2
  • Gamemaker 2D
  • Gamesalad
  • Stencyl
  • FlowLab
  • Sploder
  • GameFroot
  • ClickTeam Fusion
  • LÖVE
  • Godot Engine
  • RPG Maker
  • 001 Creator
  • Blitz3D (Auch 2D Games)
  • GDevelop
  • Wintermute Engine Development Kit
  • Unity Engine (mit Add-Ons|Plugins)

Update

Mittlerweile hat sich der Markt noch mehr vergrössert, es gab viele Updates der Baukastensoftware. So gibt es beispielsweise neben Construct 2, nun auch das webbasierte Construct 3. Auch die starke Unity-Engine mit gewissen Baukasten Add-Ons kann für mobile Gaming verwendet werden.

Grundsätzlich hat sich an der Aussage dieses Artikels nicht viel verändert. Mittlerweile sind jedoch auch die Smartphones stärker geworden, was die Performance Puffer vergrössert und mehr Möglichkeiten für Entwickler bietet.

Der Markt hat mittlerweile aber grössere Anforderungen an die Qualität des Produkts wie Design, Musik, etc. Es dürfte also immer schwieriger werden aus der Masse herauszustechen und eine besondere Strategie sollte dafür gewählt werden.